Auszug

Swiss Parades in hundert Bilder


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Als ich das erste mal mit meiner Frau Mal an eine Street Parade ging, war ich weit davon entfernt zu denken, dass einige Jahre später ein Buch daraus entstehen würde. Mehr eigentlich aus Zufall und Neugier, mit einigen vorfabrizierten Bildern im Kopf, habe ich damals die Techno Parade und die Gay Parade entdeckt, die sich im Laufe der Jahre zu einem modernen, farbenprächtigen und manchmal auch etwas bizzaren Karneval entwickelt haben. Unsere traditionelle Fasnacht feiern wir im Winter, die Street- und Lakeparades sind zum sommerlichen Gegenstück geworden und die Teilnehmer wagen sich in dieser Jahreszeit in etwas freizügigere Kostüme.

Der Erfolg beim Publikum ist eigentlich unglaublich, weiss man doch, dass die Teilnehmerzahl oftmals die Einwohnerzahl überschreitet und die ausgelassene Stimmung lediglich eine diskrete Anwesenheit der Polizei fordert. Die durch Dezibel angeheizte, wogende Menschenmenge benötigt dies nicht, im Gegensatz zu einem Fussballmatch wo manchmal mehr Hilfskräfte im Einsatz sind als Zuschauer...

Ein grosser Erfolg ist auch die Qualität der Teilnehmer, die sich aus allen sozialen Schichten zusammensetztund durch alle Altersgruppen zieht. Die Lake und Streetparades sind eine Hymne an die Musik, die Toleranz, die Liebe ... und an den Sex.

Auf photographischer Ebene ist dieses Buch ein Portrait über mehrere Jahre und ist das Ergebnis eines „Photonehmers“ im Gegensatz zu einem „Photomacher“. Bastelt der letztere an seinem Photo herum wie ein Kompositeur, setzt der erste auf Improvisation im wahrsten Sinne des Wortes. Aus Situationen die sich entwickeln, die er aber nicht beeinflussen kann, sucht er das für sich sprechendste, lebendigste Sujet. Die Wahl des Momentes, der herausgespürten Aufregung sind die vorrangigen Auslöser. Sollte der Rahmen nicht traditionell gerade sein, der Hintergrund nicht ganz „sauber“, ist dies zweitrangig. Was für den Betrachter zu spüren sein muss ist die Intensität des Momentes.

Um diesem Stil treu zu bleiben und damit die Bilder grösstmöglich aus dem Auge des Betrachters herüberkommen, habe ich bewusst auf jegliche Retouchen, Umstellungen und Graphische Hilfsmittel verzichtet. Kein Bild über zwei Seiten, die das Auge verwirren könnten und keine Texte – die Bilder sollen für sich sprechen und durch nichts verfälscht werden.

Ich hoffe, sie werden ebensoviel Freude beim Betrachten der Bilder finden, wie ich beim Photographieren empfunden habe.
Ein grosses Dankeschön an alle Teilnehmer, ohne die dieses Buch nicht hätte geboren werden können. Bis bald auf nächste Street- und Lakeparades.

Claudio Bonavolta